„Movie-mientos II. Der lateinamerikanische Film in den Zeiten globaler Umbrüche“

Ein Buch von Bettina Bremme

Seit Erscheinen des Buches „Movie-mientos. Der lateinamerikanische Film: Streiflichter von unterwegs“ (2000), das schnell zum Standardwerk für Fans des lateinamerikanischen Kinos avancierte, hat sich viel getan in der lateinamerikanischen Filmszene: Parallel zur Wirtschaftskrise, die Länder wie Argentinien durchmachten, erlebte das dortige Kino trotz finanzieller Engpässe eine kreative Blüte, deren Ausstrahlung weit über die Grenzen des Kontinentes hinaus ging. Auch Filmemacher anderer Länder, wie etwa der Brasilianer Fernando Meirelles („Cidade de Deus“) oder der Mexikaner Alejandro González Iñárritu („Amores perros“), erregten mit ihren zutiefst eindrucksvollen, die gesellschaftlichen Krisen und Gewaltverhältnisse ungeschönt beschreibenden und gleichzeitig künstlerisch originellen Filmen international Aufsehen.

Gleichzeitig entstehen viele Filme, die auf eine sehr persönliche Art und Weise Alltag beschreiben, Liebesbeziehungen, sexuelle Abenteuer, familiäre Probleme, große und kleine Fluchten. Geschichten zwischen alltäglicher Routine und dem Wunsch, alles stehen und liegen zu lassen und das Glück anderswo zu suchen.

Das lateinamerikanische Kino hat sich in den letzten Jahren in rapidem Tempo globalisiert. Die Zahl der internationalen Koproduktionen mit Europa ist gestiegen. Insbesondere die Verflechtungen mit Spanien sowie, im Falle Mexikos, mit den USA haben sich weiter verfestigt, und auch in Deutschland konsolidierte sich eine kleine, aber solide Infrastruktur. Etliche lateinamerikanische Regisseure arbeiten mittlerweile regelmäßig in den USA oder in Europa. Ihre Filme handeln auch, aber nicht nur von „latino-spezifischen“ Themen wie Migration und kultureller Identität, sondern decken fast die ganze Bandbreite filmerischer Genres und Schauplätze ab. Wenn González Iñárritu in „Babel“ verschiedene ineinander verwobene Geschichten erzählt, die gleichzeitig in Marokko, Japan und an der Grenze zwischen den USA und Mexiko spielen, wirkt dies wie eine Illustration der Chaostheorie.

Lateinamerika, der Kontinent, in dem sich seit Jahrhunderten Kulturen sowohl gewaltsam als auch lustvoll und spielerisch vermischen, kreiert auch im neuen Jahrtausend eine vielstimmige und daher universelle Kinosprache. „Movie-mientos II“ nähert sich dieser faszinierenden Unübersichtlichkeit anhand verschiedener zentraler Themen.

Bettina Bremme: „Movie-mientos II. Der lateinamerikanische Film in den Zeiten globaler Umbrüche“. Schmetterling Verlag Stuttgart, 2008